Krassimira Stoyanova und die Wiener Virtuosen entführen den Musikverein Wien in das romantische 19. Jahrhundert

Krassimira Stoyanova und die Wiener Virtuosen entführen den Musikverein Wien in das romantische 19. Jahrhundert
29.03.2018 Mike

Krassimira Stoyanova und die Wiener Virtuosen entführen den Musikverein Wien in das romantische 19. Jahrhundert

Für die folgenden „Vier letzten Lieder“, die als Vermächtnis Richard Strauss‘ gelten, gesellen sich dem intimen Kammermusikensemble acht weitere Musiker der Wiener Philharmoniker und der renommierte Liedbegleiter Hendrik Springer am Klavier hinzu – es folgt die weltweit gefeierte Sängerin Krassimira Stoyanova, 55, in einem hinreißenden, ärmellosen dunkelblauen Abendkleid.

Von Ende 1946 bis zum Sommer 1948 arbeitete Richard Strauss an diesen melodisch und harmonisch zur Spätromantik zählenden Liedern. Deren Uraufführung in der Londoner Royal Albert Hall, am 22. Mai 1950, mit dem Philharmonia Orchestra, geleitet von Wilhelm Furtwängler, und mit der großen norwegischen Wagner-Interpretin Kirsten Flagstad konnte der am 8. September 1949 verstorbene bayerische Komponist nicht mehr erleben.

Mit der bulgarischen Sopranistin Krassimira Stoyanova finden diese tiefgründigen, nachdenklich stimmenden Meisterwerke des Kunstlieds ein weiteres außergewöhnliches Sprachrohr. Wenn sie beim vertonten Hermann Hesse Gedicht „Beim Schlafengehen“ mit ihrer ausdrucksstarken Stimme die scheinbare Banalität des Schlafes gesanglich in den Raum schweben lässt, verbreitet sich unweigerlich die tiefsinnige, emotionale Stimmung, die ein von Krankheit und Krieg gezeichneter Richard Strauss in diesen Liedern verarbeiten wollte. Beim letzten Vers des Gedichts „Und die Seele unbewacht, will in freien Flügen schweben, um im Zauberkreis der Nacht, tief und tausendfach zu leben“ vermag es Stoyanova mit ihrem zart kolorierten Vibrato und ihrem weichen Timbre ein weiteres Mal stark auf die Tränendrüsen zu drücken. Dem Vers ging ein einleitendes träumerisches, leicht jammerndes Geigensolo zuvor, mit dem der Konzertmeister betören konnte.

Und mit dem letzten Lied, nach dem Gedicht von Joseph von Eichendorff  „Im Abendrot“, kann die Kammersängerin die unsichtbar schlummernde Strauss‘ sche Abschiedsstimmung der vier letzten Lieder beeindruckend real vermitteln und hinterlässt nur einen Wermutstropfen – die atemberaubende Gesangskunst der Sängerin, die regelmäßig an der Wiener Staatsoper gastiert, nimmt mit diesem ergreifenden Lied an diesem Abend ein Ende.

Jedem sei empfohlen, die nächste Gelegenheit beim Schopfe zu packen, sie einmal einen ausgiebigen Liederabend lang zu erleben – ein unvergessliches Erlebnis. Mit ihrer Ausdruckskraft, mit ihrer engelsgleichen Stimme, die sie samt-weich in Szene zu setzen weiß, zählt sie mit Sicherheit zu den besten Sängerinnen dieser Welt.